GUGGING SWALLOWING SCREEN (GUSS)

 

= Das Gugging Swallowing Screen ist ein Screening zur Evaluation der Schluckfähigkeit nach akutem Schlaganfall. Es wurde benannt nach dem Ort an dem es entwickelt wurde (Maria Gugging / Klosterneuburg)


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Publikation des Gugging Swallowing Screen (GUSS) im Journal "STROKE"
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Gugging Swallowing Screen (GUSS) – Ein Dysphagiescreening zur raschen Einschätzung des Aspirationsrisikos nach akutem Insult (Trapl M 2007)

M. Trapl, M.  Brainin

50-70% der Patienten die mit einem akuten Schlaganfall ins Krankenhaus kommen haben als Begleitsymptom eine Dysphagie. (R Martino 2005) Das Erkennen einer Schluckstörung und einer möglichen Aspirationsgefahr gehört zu den Akutmaßnahmen die in den ersten Stunden nach Schlaganfall systematisch abgeklärt werden müssen. Die Verwendung eines standardisierten Dysphagiescreenings, welches interdisziplinär angewendet werden kann, senkt nachweislich die Pneumonierate, und verhindert einen längeren und kostenintensiveren Spitalsaufenthalt. (Hinchey JA 2005) (Lakshminarayan K 2010) (Bray BD und Collaboration. 2016)

Das Gugging Swallowing Screen ist ein validierter Mehrkonsistenzentest welcher zur raschen Abklärung von Aspirationsgefahr nach akutem Insult entwickelt und 2007 im internationalen Journal „Stroke“ publiziert wurde. Screeningverfahren die in diesem Zeitraum zur Verfügung standen um Aspirations- und Dysphagierisiken einzuschätzen waren hauptsächlich Wassertestverfahren. Der Nachteil von Wassertestverfahren ist, dass man nur die Aspirationsgefahr für Wasser einschätzen kann und somit keinen Hinweis auf die Kostform die ein Patient sicher und aspirationsfrei zu sich nehmen kann bekommt. Aus mehrfachen Studienergebnissen ist bekannt, dass Wasser meist schlechter geschluckt wird als Breiiges, wodurch ein Umdenken in der Dysphagie-Abklärung des Patienten stattfinden musste. (Steele CM 2015) (Doggett DL 2001)

Wir entwickelten ein Screeningverfahren, welches von der Testreihenfolge (Speichelschluck Breischluck → Wasserschluck → Festschluck) im Vergleich zu allen anderen publizierten Testverfahren weltweit einzigartig war. Als Aspriationsmerkmale wurden valide, bereits wissenschaftlich untersuchte Kriterien (Schluckakt fehlend/verzögert, Drooling, Husten und Stimmänderung) ausgewählt. Die Auswertung des GUSS-Tests erfolgt anhand eines Punktesystems (0-20) welches den Schweregrad der Dysphagie bestimmt und eine Kostform empfiehlt die das Aspirationsrisiko weitgehend minimiert. (z.B. 20 Punkte: Keine Dysphagie = Normalkost)

Nach Einführung des Screenings 2007 auf unserer Stroke Unit im Universitätsklinikum Tulln konnte die Pneumonierate um die Hälfte reduziert werden. Eine dänische Studie kombinierte die Anwendung des GUSS mit intensiver Mundhygiene und verglich die Daten mit der Anwendung eines herkömmlichen Wasserscreenings und nur „Standard“ Mundhygiene. Auch in dieser Publikation konnte die Pneumonierate signifikant reduziert werden. (Sørensen RT 2013)

Im Laufe der Jahre seit dem das Screening veröffentlicht wurde, erreichten uns an die 100 Mailanfragen aus vielen Ländern der Welt. Die meisten Fragen bezogen sich auf die Anwendung und Durchführung des GUSS, die Erlaubnis zur Validierung in andere Sprachen und die Erlaubnis zur Anwendung des Screenings in diversen Studien. Da die Resonanz in den letzten Jahren so groß war erstellten wir einen internationalen Fragenbogen um die Verbreitung des GUSS zu evaluieren und sendeten den Fragenbogen an alle aus die uns jemals kontaktiert hatten. Weiters stellten wir den Fragebogen Link in die Facebook Gruppe „Dysphagia international-Professional Edition“. 99 Personen nahmen an der Umfrage teil. Die Ergebnisse zeigten dass der GUSS bereits in 11 Sprachen übersetzt wurde und in mindestens 6 publizierten Studien verwendet wurde. Weitere Studien sind in Planung.

Das Gugging Swallowing Screen wird derzeit empfohlen in den Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Neurologie, sowie in den National Clinical Guidelines for diagnosis and initial management of acute stroke and transient ischaemic attack (TIA). London: Royal College of Physicians, 2008 (National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) und in den Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der GESKES, der AKE, der DGN und der DGG Klinische Ernährung in der Neurologie –Teil des laufenden S3-Leitlinienprojekts.

Kontaktadresse:

michaela.trapl@tulln.lknoe.at

 

Literaturverzeichnis

Bray BD, Smith CJ, Cloud GC, Enderby P, James M, Paley L, Tyrrell PJ, Wolfe CD, Rudd AG, und SSNAP Collaboration. „The association between delays in screening for and assessing dysphagia after acute stroke, and the risk of stroke-associated pneumonia.“ J Neurol Neurosurg Psychiatry, 13. Juni 2016.

DePippo KL, Holas MA, Reding MJ. „Validation of the 3-oz water swallow test for aspiration following stroke.“ Arch Neurol., 1992: 49: 1259–1261.

Deutsche Gesellschaft für Neurologie Leitlinien Neurogene Dysphagie. 12. Jänner 2015. http://www.dgn.org/images/red_leitlinien/LL_2014/PDFs_Download/030111_DGN_LL_neurogene_dysphagien_final.pdf (Zugriff am 23. Juni 2016).

Doggett DL, Tappe KA, Mitchell MD, Chapell R, Coates V, Turkelson CM. „Prevention of pneumonia in elderly stroke patients by systematic diagnosis and.“ Dysphagia, Fall 2001: 16(4):279-95.

Hinchey JA, Shephard T, Furie K, Smith D, Wang D, Tonn S. „Formal dysphagia screening protocols prevent pneumonia.“ Stroke, Sept 2005: 36(9):1972-6.

Lakshminarayan K, Tsai AW, Tong X, Vazquez G, Peacock JM, George MG, Luepker RV,. „Utility of dysphagia screening results in predicting poststroke pneumonia.“ Stroke, Dec 2010: 41(12):2849-54.

Martino R, Silver F, Teasell R, Bayley M, Nicholson G, Streiner DL, Diamant NE. „The Toronto Bedside Swallowing Screening Test (TOR-BSST): development and validation of a dysphagia screening tool for patients with stroke.“ Stroke. , Feb; 2009 : 40(2):555-61. doi: 10.1161/STROKEAHA.107.510370. Epub 2008 Dec12.

National Collaborating Centre for Chronic Conditions. Stroke: national clinical guideline for diagnosis and initial management of acute stroke and transient ischaemic attack (TIA). London: Royal College of Physicians, 2008. 2008. https://www.nice.org.uk/guidance/cg68/evidence/full-guideline-196845517 (Zugriff am 23. Juni 2016).

R Martino, N Foley, Bhogal S, Diamant N, Speechley M, Teasell R. „Dysphagia after stroke: incidence, diagnosis, and pulmonary complications.“ Stroke, 2005: 36: 2756–2763.

R. Wirth, R. Dziewas, M. Jäger, T. Warnecke, C. Smoliner, K. Stingel, A. H. Leischker und das DGEM Steering Committee*. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der GESKES, der AKE, der DGN und der DGG Klinische Ernährung in der Neurologie – Teil des laufenden S3-Leitlinienprojekts Klinische Ernährung. 2013. http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/073-020l_S3_Klinische_Ernährung_Neurologie_2013-09.pdf (Zugriff am 23. Juni 2016).

Sørensen RT, Rasmussen RS, Overgaard K, Lerche A, Johansen AM, Lindhardt T. „Dysphagia screening and intensified oral hygiene reduce pneumonia after stroke.“ J Neurosci Nurs., Jun 2013.

Steele CM, Alsanei WA, Ayanikalath S, Barbon CE, Chen J, Cichero JA, Coutts K, Dantas RO, Duivestein J, Giosa L, Hanson B, Lam P, Lecko C, Leigh C, Nagy A, Namasivayam AM, Nascimento WV, Odendaal I, Smith CH, Wang H. „The influence of food texture and liquid consistency modification on swallowing physiology and function: a systematic review. .“ Dysphagia, Februar 2015: 30(1):2-26. .

Trapl M, Enderle P, Nowotny M, Teuschl Y, Matz K, Brainin M, Dachenhausen A. „Dysphagia Bedside Screening for Acute-Stroke patients: The Gugging Swallowing Screen.“ Stroke, Sept. 2007: 38;2948-2952.


Ich  möchten Sie herzlich zu unserer internationalen GUSS-Website einladen. Hier können Fragen gestellt werden und es darf diskutiert werden. Das Ziel der Gruppe soll auch sein gemeinsame internationale Projekte zu starten. 

 

https://gussgroupinternational.wordpress.com

 

GUSS-Projekte wurden und werden in Kooperation mit der Donauuniversität Krems am Department für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Brainin begleitet und gefördert.

 

http://www.donau-uni.ac.at/opt/fdb/projects/view/4294969178